Geschichte
Gustav Davis war Schriftsteller. Johann Strauss schrieb die Musik und Gustav Davis die Texte dazu, er hat auch selber Operetten geschrieben, z.B. „Die Katakomben“, „Der Heiratsschwindler“ und viele mehr. Er war auch jahrelanger Journalist der Reichspost, Leibblatt Seiner Majestät, des Kaisers, und gründete im Jahre 1900 die Kronenzeitung. Es sollte eine Zeitung für das Volk sein, die man in der ganzen Monarchie lesen konnte. Der Name entstand, weil der Bezug dieser Zeitung für einen Monat eine Krone kostete. Am Anfang lief die Zeitung nicht gut und Gustav Davis musste viel Geld aus den Erträgnissen seiner schriftstellerischen Arbeit zuschießen. Dies änderte sich schlagartig mit dem Königsmord in Belgrad im Jahre 1903. Gustav Davis führte die fliegenden Reporter ein. Ein Reporterteam, das nach Belgrad reiste und täglich frisch von dort nach Hause telegrafierte. Durch diesen Umstand wurde die Kronenzeitung bekannt und zur meistgelesenen Zeitung der Monarchie.
Aus der Familiengeschichte von Gustav Davis ist nachzuvollziehen, dass er wusste, dass Geld allein sich nicht über Generationen hält, und so unternahm er ab 1905 Bestrebungen, im Oberen Ybbstal ein Gut zu schaffen. Er bezahlte den Bauern den doppelten Preis für ihre abgewirtschafteten Höfe. Die Höfe waren Berglehen, Seisenbach, Reitl, Grundl, die Au (Gabetzau), Seisenberg, Oberhintstein, Unterhintstein, Garnberg, Ederbauer, Unterwaidach, Oberwaidach, Einöd und Hohenlehen. Die Häusler waren Eckelgraben, Hintersteiner und Fahrngruber. Die „Blaue Schnalle“ war das Wirtshaus. Im Zuge der Vergrößerung wurden 1908 Gut Geyersbichl und 1915 Gut Seeburg und Gut Bärengschwandt zugekauft.
Auf den abgewirtschafteten Höfen wurde die Holznutzung fast gänzlich eingestellt und der Aufbau einer modernen Landwirtschaft begonnen. Der Bau des Meierhofes Hohenlehen wurde bereits 1906 in Auftrag gegeben. Die Landwirtschaft war weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Eine der modernsten Braunviehzuchten und -rassen in Europa entstand, das „Hohenlehner Braunvieh“. Im Jahre 1924 wurden von der jungen Republik Österreich Teile des Gutes Hohenlehen enteignet.
Der schlimmste Tag im Leben von Gustav Davis war der 12. März 1938. Von vielen Häusern Wiens wehte die deutsche Flagge mit dem Hakenkreuz, als um 6 Uhr abends der gesamte Redaktionsstab der Kronenzeitung in das Zimmer des „alten Herren“ gerufen wurde. Am Schreibtisch saß aber nicht Gustav Davis, sondern der deutsche Offizier Major von Derda, welcher in kurzen Worten erklärte, dass die Leitung der Zeitung vom Nationalsozialistischen Deutschland übernommen werde und alle nichtarischen Mitarbeiter binnen 30 Minuten das Haus zu verlassen hätten. Binnen Kurzem wurde diese große österreichische Zeitung zur „Kleinen Kriegszeitung“ umgetauft und am 31.8.1944 gänzlich eingestellt.
Gustav Davis musste sich auf das Gut Hohenlehen zurückziehen, welches als „wehrwirtschaftlich wichtiger“ Betrieb ebenfalls unter deutsche Verwaltung gestellt wurde. Auf Gut Hohenlehen wurden immer wieder heimkehrende Männer vor der deutschen Besatzung versteckt. Als 1945 die russischen Soldaten nach Hohenlehen kamen und die Männer auf dem Gut vorfanden, wurden diese kurzerhand an die Wand gestellt und zur Erschießung freigegeben. Ein aufgebrachter Mitarbeiter lief sofort ins Schloss hinauf, um den Gutsherren davon zu unterrichten.
Gustav Davis, Oberleutnant seiner apostolischen Majestät, eilte zum Personalhaus und herrschte die russischen Soldaten an, wer hier den Befehl habe; es meldete sich ein junger Offizier und Gustav Davis stellte sich mit seinen 90 Jahren, 1,60 m groß und schneeweißem Haar vor diesen jungen Offizier und verlangte die Freilassung seiner Mitarbeiter. Der junge Offizier zog seine Pistole und drückte sie dem „alten Herren“ auf die Brust, worauf dieser zornig einen Schritt nach vorne ging, statt zu weichen. Das beeindruckte den jungen Offizier und brach die Erschiessung ab.
Als dann Ruhe einkehrte und die russischen Soldaten bemerkten, dass dies ja jener Gustav Davis war, der mit ihrem Johann Strauss diese herrliche Musik geschrieben hatte, kam ein Kamerateam aus Moskau und drehte einen Film über Gustav Davis für die russische Wochenschau.
Leider wurden aber mit Kriegsende die Zeiten auch nicht besser: Große russische Truppenkontingente wurden in Hohenlehen einquartiert, auf den Acker- und Wiesenflächen wurden Barackenlager errichtet. Der Viehbestand schmolz auf wenige Stücke, der Gutsherr musste am Pfingstsonntag 1945 in das kleine Verwaltungsgebäude übersiedeln, die Bevölkerung plünderte das Schloss, Waldbrände entstanden und das bis dahin bestens gehegte Wild wurde stark reduziert.
Ab 1947 beruhigte sich die Lage wieder und die Landwirtschaft wurde wieder aufgebaut. Vor allem die hochwertige Viehzucht war in dem nach dem Krieg gänzlich renovierten Meierhof ein wichtiges Standbein des Betriebes.
Die Kronenzeitung konnte Davis nicht mehr herausbringen, auch wenn er dies bis zu seinem letzten Tage machen wollte. Er verstarb am 21. August 1951 im Alter von 96 Jahren und wurde am Bergfriedhof zu Hollenstein zur letzten Ruhe gebettet.